Was zu erwarten war, wird an Amerikas Energiemärkten langsam aber sicher zur Realität. Viele der bis über beide Ohren verschuldeten Energie- und Frackingunternehmen, die in den letzten Jahren insbesondere die Junkbondmärkte nutzten, um ihre Schulden zu emittieren, verschieben neue Anleiheemissionen oder sagen diese aufgrund des aktuellen Marktumfelds ganz ab. Die deutlich gesunkenen Rohölpreise werden nun zum Spielverderber und Party Pooper an den Märkten für Hochzins- und Ramschanleihen. Mit großen Risiken für andere Finanzmarktsegmente.

Hoch verschuldeten Energiefirmen in den USA fällt es plötzlich deutlich schwerer, neue Schuldenemissionen an den Junkbondmärkten zu begeben. Es ist unter anderem die New Atlas Corporation, die eine geplante Anleiheemission in Höhe von $155 Millionen zur Schuldenrefinanzierung auf Eis legen wird. Auch EnTrans International, ein Produzent von Fracking-Ausrüstungen, verschob die Emission eines Bonds in Höhe von $250 Millionen auf unbestimmte Zeit. 

Nachdem die Rohölpreise in dieser Woche auf ein neues 5-Jahres-Tief bei knapp über $63 pro Fass sanken, blicken in Junkbonds von amerikanischen Energiefirmen investierende Anleger mehr als $12 Milliarden an Verlusten entgegen, die im Sektor unmittelbar zur Refinanzierung anstehen. Schon seit geraumer Zeit sind Befürchtungen am Wachsen, nach denen eine ganze Reihe von Ölexplorationsfirmen in den USA im Angesicht der aktuellen Ölpreise nicht mehr dazu in der Lage sein wird, ihrem Schuldendienst nachzukommen.

Kein Wunder, dass die Zinskosten unter den riskantesten Unternehmen in den letzten Wochen empfindlich in die Höhe schossen. Es dürfte zu einem großen Problem unter vielen Fracking-Firmen avancieren, dass deren Geschäftsmodell auf Finanzierungen über die Junkbondmärkte beruht. Steigen dort die Zinsen, was zurzeit der Fall ist, oder halten sich Investoren aufgrund der Marktbedingungen zurück, können alte Schulden nicht mehr in Form einer Emission von neuen Anleihen rolliert werden, welche die alten Schuldtitel zum Stichtag ablösen. 

Ein Blick auf verschiedene Indizes an den Junkbondmärkten zeigt, dass die Zinssätze für die mit einem Junkrating versehenen Energieanleihen in den letzten Wochen auf knapp 10% geklettert sind, dem höchsten Niveau seit Sommer 2010. Die sich momentan abzeichnende Ausfallwelle in einem Ausmaß von rund $12 Milliarden dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein.

Denn auch im nächsten Jahr steht eine Flut von ehedem begebenen Junkbondanleihen zur Refinanzierung an. Ob Investoren und Spekulanten ihre alten Titel in neue Papiere rollieren werden, dürfte vor allem davon abhängen, wo sich die Rohölpreise hin entwickeln werden. Sollten die Preise über einen längeren Zeitraum auf den aktuellen Niveaus verharren oder gar noch darunter sinken, dürfte von den Junkbondmärkten im neuen Jahr definitiv die Gefahr eines Überschwappens auf andere Marktsegmente ausgehen. 

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